Zweieinhalb Tage im Rätikon, Teil 1

Es ist immer wieder schön, mal in andere Gebirgsregionen als die Bayerischen Alpen zu fahren, und so freute ich mich auf das Wochenende im österreichisch-schweizerischen Grenzgebiet ganz besonders. Wir starteten aufgrund von Stau etwas verspätet am kostenfreien Parkplatz des Stausees in Latschau. Zur Lindauer Hütte (1744m) benötigt man etwa zwei Stunden, wobei diese gut im Dunklen zu gehen sind. Glücklicherweise bekamen wir auch um kurz nach halb neun noch etwas Warmes zu essen, und auch unser
4er-Zimmer war sehr gemütlich. Trotz des vielen Schnees der vergangenen Tage wollten wir am folgenden Tag auf dem Weg zur Douglasshütte die Drusenfluh (2827m) besteigen. Dort hinauf führt der alpine Klettersteig
"Blodigrinne" (C), welcher immer wieder von ungesichertem Gehgelände in mäßig steilen Schutthängen unterbrochen wird. Zu Beginn des ersten längeren Klettersteigabschnittes gibt es zudem die Möglichkeit, eine schwierigere Variante
(D) zu wählen. Da es entgegen der Vorhersage am Morgen noch einmal geregnet hatte und der Fels daher stellenweise recht nass war, ließen wir diese jedoch aus und stiegen über die leicht geneigte Platte zum nächsten Schuttfeld. Hier lag bereits so viel
Schnee, dass keine Wegspuren mehr zu erkennen waren. Einzelne Punkte an den verstreut herumliegenden Felsen wiesen zwar den Weg, aber da das Wetter leider nicht durchgehend sonnig war, sondern
im Gegenteil immer wieder dichte Wolkenfelder durchzogen, entschied ich mich gegen den weiteren Aufstieg. Ein Sichtverlust aufgrund von tiefen Wolken oder gar ein erneuter Niederschlag, der in dieser Höhe sicherlich aus Schnee bestanden hätte, hätte einen Rückzug schnell zu einem Ding des Unmöglichen machen können. Wir hatten
zudem aus Gewichtsgründen eine Menge Ausrüstung und vor allem Essen am Einstieg des Klettersteiges gelassen, sodass ich auf ein unfreiwilliges Biwak unter allen Umständen verzichten wollte. Auch die im oberen Teil der Rinne herabhängenden Eiszapfen wirkten nicht gerade sehr einladend... Obwohl das Wetter dann doch hielt
und ich mich zunächst ein wenig über den Abbruch meines Gipfelsturmes ärgerte, war ich im Endeffekt doch froh, meine verbleibende Ausdauer für
den Weiterweg zur Douglasshütte nutzen zu können. Dieser zieht sich nämlich nochmal ganz schön, und es ist ein nicht unerheblicher Gegenanstieg von der alten Zollhütte am Schweizer Tor zum Verajoch zu überwinden - landschaftlich ist das Ganze dabei wirklich grandios (links z.B. die Kirchlispitzen). Auch die halbe Umrundung des Lünersees verschlingt am Ende noch einmal eine satte Stunde. So kamen wir schließlich
gegen halb sechs an der Hütte, die gleichzeitig auch Bergstation der Lünerseebahn ist, an. Zwar handelt es
sich um eine AV-Hütte mit allen Vergünsti-gungen für Mitglieder, man fühlt sich aber eher wie in einem Bergrestaurant. Entgegen unserer anfänglichen Vorurteile gestaltete sich unser Aufenthalt dort allerdings als sehr angenehm, was vor allem am zuvorkommenden Personal und dem gemütlichen 12er-Lager, welches wir ganz für uns hatten, lag. Auch das Essen schmeckt, und eine Halbpension für 21€ ist fast unschlagbar. Unsere Wecker stellten wir wieder auf sechs Uhr, auch wenn die Wettervorhersage für Sonntag eher schlecht war. Wir wollten uns jedoch in jedem Fall auf den Weg zur Carschinahütte machen und dort entscheiden, ob es sich noch lohnen würde, eine weitere Nacht im Rätikon zu bleiben.

In meinem >> flickr-Fotostream << gibt es in den nächsten Tagen noch ein paar Bilder mehr!

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