Klettersteig "s'Schuasta Gangl"

Die Klettersteigsaison nach einem so langen Winter am 1. Mai einläuten zu wollen, ist natürlich eine kleine Herausforderung, da viele Steige so hoch liegen, dass man dort noch immer mit viel Schnee rechnen muss. Mit dem "Schuasta Gangl" auf die Steinplatte (1869m) bei Waidring hatten wir aber den perfekten Steig gefunden: Nicht allzu hoch gelegen, südseitig ausgerichtet und durchgehend abgesichert. Mit Schwierigkeit C
allerdings auch nicht unbedingt leicht. Schwierig gestaltete sich zunächst leider auch der Zustieg, da wir aufgrund der doch noch recht ausgeprägten Schneedecke unsere Abzweigung verpassten und über die Skipiste bis zur Bergstation der Waidring-Bergbahn aufstiegen. Laut Karte sollte es von dort ebenfalls einen Zugang zum Klettersteig geben, und oben angekommen wurde dies auch durch ein Hinweisschild
bestätigt. Trotz ausgiebigen Suchens konnten wir allerdings keinen Abzweig entdecken, sodass wir letztendlich wieder die Hälfte der Strecke absteigen mussten um auf den richtigen Weg zu kommen. Aber auch dort machte es uns der Schnee nicht einfach. Der Wanderweg war nicht zu erkennen und Spuren führten auf mehreren Routen durch den lichten Wald. Wir beschlossen, uns weglos zum Pfad direkt unter den Felsabbrüchen durchzuschlagen, der den Kletterern den Zugang zu
den vielen Routen der Steinplatte-Südwand ermöglicht. Eine halbe Stunde ging es von dort aus noch teilweise recht ausgesetzt und immer direkt an der Wand entlang zum Einstieg des Klettersteiges. Da uns die Suche nach
diesem etwa anderthalb Stunden gekostet hatte, legten wir gleich los – natürlich mit großem Abstand, denn die Zwischensicherungen liegen auch in den steilen Passagen sehr weit auseinander. Obwohl immer wieder Tritthilfen das Vorankommen erleichtern, sollte man den Klettersteig nicht unterschätzen. Gerade kleinere Menschen (wie ich es bin) erreichen den nächsten Trittbügel nicht immer ohne weiteres. So muss man sich oftmals recht
stark am Fels orientieren, was natürlich Spaß macht, aber auch ein wenig Klettergeschick erfordert. Auch das Stahlseil ist an einigen Stellen so angelegt, dass ich dieses wirklich nur noch zur Sicherung
verwendete und mich gänzlich über den Fels fortbewegte. Bei Nässe kann dies zu einem großen Problem werden, daher rate ich dringend davon ab, den Klettersteig in diesem Fall zu betreten. Während im Zu- und Abstieg noch sehr viel Schnee lag, war er bei unserer Begehung am 1. Mai übrigens vollständig aper. Auch die Sicherungen sind in einem Top-Zustand. Etwa im letzten Drittel des Steiges gibt es die Möglichkeit, eine Variante, den „Knieschladerer“ (C; Bild rechts) zu
klettern. Ich habe zwar keine weichen Knie bekommen, aber Höhe und Ausgesetztheit muss man schon vertragen können, da sich das kurze Stück um einen glatten Felsturm herumschlängelt, welcher Richtung Süden steil und tief abfällt. Klettertechnisch fand ich dagegen einige B/C-Stellen im
Hauptsteig schwieriger. Danach wird’s nochmal knackig, meiner Meinung nach mit der schwierigsten Stelle. Man wird von der Felsstruktur leicht abgedrängt, das Seil liegt auch ungünstig und nach guten Tritten muss man gut suchen. Unangenehm ist dabei die Entfernung zur letzten Zwischensicherung, d.h. stürzen ist hier strengstens verboten! Danach hat man es dann aber auch bald geschafft und steht nach dem Ausstieg fast direkt am Gipfelkreuz. Die Aussicht auf den Wilden Kaiser und die Loferer Steinberge kann sich sehen lassen – bei guten
Verhältnissen ist wohl auch der Watzmann zu bewundern. Leider merkt man aber auch gleich wieder, dass man sich in einem Skigebiet befindet, sodass der Abstieg lediglich eine Pflichtübung darstellt. Insgesamt kann ich die Tour vor allem für Frühling und Herbst wirklich empfehlen, im Sommer wird es im Klettersteig sicherlich extrem heiß. Unbedingt mitbringen sollte man Klettersteig- und/oder Klettererfahrung – es gibt keinen Notausstieg und den Steig herunterklettern würde ich unter keinen Umständen wollen!

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