Abenteuer Übungsklettersteig

Gleich eine Woche nach dem letzten Klettersteig stand vergangenen Samstag bereits die nächste Begehung eines Eisenwegs an. Da das Wetter recht unsicher war und es tags zuvor stark geregnet hatte, entschieden wir uns für den Übungsklettersteig auf den Stripsenkopf im Kaisergebirge. Dieser Steig ist in drei Abschnitte unterteilt, welche jeweils nur etwa 40m messen, sodass man (fast) jederzeit abbrechen kann, sollte dies aus irgendeinem Grund nötig sein. Trotzdem würde der mit C bewertete Steig für den mich begleitenden Via-ferrata-Neuling (mit Klettererfahrung) genau die richtige Herausforderung sein – so dachte ich zumindest.

Gleich an der Einstiegsstelle stellte sich heraus, dass die Routenführung sehr anspruchsvoll und mit dem, was ich bisher von C-Klettersteigen kannte, kaum vergleichbar ist. Trittstifte sind nur äußerst sparsam eingesetzt, sodass man sich zumindest tritttechnisch sehr stark am Fels orientieren muss. Und auch das Hochziehen am Seil funktioniert in diesem Steig nicht so 
ohne weiteres. An vielen Stellen ist es so befestigt, dass man ein Herauspendeln nur verhindern kann, indem man sich zusätzliche Griffe im Fels sucht. Und diese sind auch nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen. Nach wenigen Metern war mir also klar, dass ich die jeweils schwierigeren (D und E) Ausstiegsvarianten nicht angehen würde, obwohl ich mir den D-Teil eigentlich fest vorgenommen hatte. Nach der 
erfolgreichen Beendigung des ersten Abschnittes überlegten wir gar, ob wir dem Gipfel nicht lieber auf dem Wanderweg entgegen steuern sollten. Eine ausgiebige Pause gab uns jedoch neue Kraft und Zuversicht, außerdem sah der Einstieg des zweiten 
Teils einfach zu verlockend aus. Über eine luftige Querung, bei der man zeitweise nur auf Reibung tritt, also mit fast seinem gesamten Gewicht im Seil bzw. an den eigenen Armen hängt, erreicht man eine noch luftigere Kante, auf der man zumindest kurz pausieren kann. Danach folgt ein Aufschwung, der aber glücklicherweise gute Tritte bietet und somit einfacher und kraftsparender zu klettern ist. Insgesamt ist der zweite Teil der einfachste der drei Abschnitte und auch nur mit B/C bewertet. Der dritte Teil setzt schließlich – zumindest was Exponiertheit und 
Kraftaufwand, angeht – noch einen drauf. Technisch nicht unbedingt schwieriger zu klettern als der erste Teil, kann einem die Ausgesetztheit im steilen Fels doch zu schaffen machen. Gleichzeitig müssen einige Abschnitte recht zügig geklettert werden, da sonst die Arme ganz schnell schlapp machen können. Kurz vor dem Ausstieg ist dann noch eine glatte Felsplatte zu überwinden, bevor man wieder sicheren Tritt hat und die Muskeln entspannen kann.

Im Nachhinein waren wir uns einig, dass es wohl recht gewagt ist, den Eisenweg als Übungsklettersteig zu titulieren, da man „Übung“ irgendwie mit „Anfänger“ assoziiert. Ohne Klettererfahrung und einer gewissen Armkraft sieht man dort allerdings ziemlich schnell alt aus. Da die Abstände der Zwischensicherungen zudem recht weit auseinander liegen und man sich in sehr steilem bis senkrechten Fels bewegt, hätte ein Sturz böse Folgen. Daher auf keinen Fall ohne Helm! Zusätzlich ist noch zu sagen, dass man an einigen Stellen gut 
abwägen muss, wo man genau klettert, da die Routen-
führung nicht immer ganz deutlich zu erkennen ist - ab und zu muss auch über das Seil gestiegen werden.

Auch für mich war der Klettersteig eine Herausforderung, die jedoch sehr viel Spaß gemacht hat und die ich auf jeden Fall gerne noch einmal wiederholen würde. Der Stripsenkopf ist zudem trotz seiner „nur“ 1807 Metern Höhe ein traumhafter Aussichtsberg, von dem einem Zahmer und Wilder Kaiser beinahe zum Greifen nah erscheinen. Vor allem auf den Wilden Kaiser mit seinen extrem steilen und hohen (Nord-)wänden hat man wohl von nirgends sonst einen so schönen Blick (Bild rechts). Zur Krönung des Tages gab es unerwarteterweise von der Terrasse 
des Stripsenjochhauses noch einen atemberaubenden Sonnenuntergang inklusive Wolkenspielen, aufziehendem und sich rosa verfärbendem Nebel sowie Alpenglühen in den Loferer Steinbergen. Der dunkle Abstieg zur Griesneralm war zum Schluss dank Fahrrad- bzw. Stirnlampe kein Problem und das Schauspiel in jedem Fall wert!

Mehr Fotos gibts in den nächsten Tagen auf >> flickr <<

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